1000 Kraniche für Kirchberg

Um was es geht

Als im Sommer 2015 Tausende Flüchtlinge über die deutsche Grenze kamen war ich als gebürtige Südafrikanerin berührt und überrascht, dass Deutschland so großzügig war.
Als ich anfing mit den Flüchtlingskindern im Schloss Kirchberg Kunst zu machen wurde mir die Situation schnell klar, dass unsere kleine Stadt Kirchberg mit 3400 Einwohnern mit heute etwa 290 Flüchtlingen vor einer riesigen Herausforderung stand. Es war sogar fast bedrückend anzusehen, wieviel Not, Verzweiflung und Orientierungslosigkeit unter diesen Menschen herrschte, deren Schicksal sie an unser Ufer gespült hat.
Die Bürger von Kirchberg mobilisierten ihren guten Willen und begannen zahlreiche Aktivitäten ins Leben zu rufen und damit den Freundeskreis Asyl.

Vor einigen Jahren hörte ich von einer Legende aus Japan, dass wenn man 1000 Papierkraniche faltet, ein Wunder geschehen würde. Kirchberg würde jetzt auch so ein Wunder brauchen.

Auf der einen Seite musste eine unermessliche Last an Arbeit verrichtet werden, um diesen Menschen ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen und ihnen eine Orientierung in einer fremden Kultur zu geben, z.B. Einkäufe, Sprachkurse, Behördengänge …. In den vielen Begegnungen wurde klar, dass es sich oft um schwer traumatisierte Menschen handelt, die Krieg und Zerstörung erlebt und Angehörige verloren haben.
Auf der anderen Seite gibt es Teile unserer Gesellschaft die durch das Anschüren von Ängsten eine Polarisierung zum rechten Rand herbeiführen.


Kommunikation als Lösung

Ich habe mir überlegt, dass es interessant und nützlich sein könnte, mit vielen Teilen in der Gesellschaft in einen Austausch zu treten, indem Fakten über die Situation von Flüchtlingen transportiert und positive Signale gegeben werden.
Es erschien mir, was wir am meisten brauchen ist Kommunikation, ein grundlegender Dialog, damit Empathie  und Bewusstsein wachsen und Integration beginnen konnte.
Als Bildende Künstlerin war es nahliegend, bildnerisch und konzeptionell zu arbeiten.

Ich nahm schließlich die Idee auf, 1000 Kraniche aus dem Papier von alten Atlanten und Weltkarten zu falten, damit der Geist der Globalisierung ein Teil dieses Projekts werden würde.

Bis jetzt habe ich fast 900 Papierkraniche aus alten Landkarten zusammen mit vielen Menschen in unserer Stadt gefaltet, manchmal mit Flüchtlingen und auch alleine. Während dieser Sitzungen entstanden viele Gespräche über die Schwierigkeiten, Sehnsüchte, Freuden und Hoffnungen der Erfahrungen mit Menschen aus Syrien, Afghanistan, Hohenlohe, Senegal, Eritrea, England, Türkei, Jung und Alt, aus allen Schichten, um einige zu nennen.

Im Dezember werden die 1000 Kraniche in die Kirchberger Kirche „fliegen“ und gemeinsam werden wir den enormen guten Willen, Empathie und Interaktion, welche in unserer Stadt geschehen sind, zelebrieren. Sozusagen ein Symbol für ein friedliches Zusammenleben wurde kreiert durch den Dialog....... und das Falten von Papierkranichen.

Phillippa Köttner-Robertson